Kreta hat jedes Jahr eine Überraschung für mich übrig. Diesmal sind es die Zorbas Rooms bei Skaloti, die ich leider am 5. Tag meiner Kreta Rundreise wieder verlassen muss. Meine Planung treibt mich in Richtung Agia Galini. Aber wie sich später herausstellt, komme ich bald wieder.
Der gestrige Tag hat mich nach der am Ende doch anstrengenden Wanderung zum Abend hin nach Skaloti zu den Zorbas Rooms gebracht. Eigentlich wollte ich auf dem Weg von Chora Sfakion noch bei Anette in Komitades vorbei und bei einem Abendessen mit ihr über ihre Webseite reden und ihr ein paar Tipps geben, wie sie für ihre Taverne/Zimmervermietung ein paar mehr Gäste bekommen könnte. Aber manchmal kommt alles anders, so auch diesmal.
Für mich war es nach der Wanderung sozusagen zu spät, um noch einen weiteren Zwischenstopp einzulegen. Ich wollte einfach nur noch ’nach Hause‘ zu meiner nächsten Schlafgelegenheit. Im Vorfeld meiner Rundreise hatte ich mich nach einer preisgünstigen Bleibe in der Nähe von Frangokastello umgesehen. Eine preiswerte Unterkunft, die ruhig, abgelegen vom Tourismus und doch nah am Meer ist. Und mit ein wenig Recherchearbeit bei Booking.com und Google Maps ist das auf Kreta auch noch zu finden.
Zorbas Rooms und Taverne Skaloti
Meine Recherche hat mich also zu den Zorbas Rooms, nahe dem kleinen Örtchen Skaloti, gebracht. Den Weg dorthin kannte ich schon, bin ich doch im Vorjahr von einem meiner Lieblingsstrände, dem Peristeris Beach, die kleine und zumeist unbefestigte Küstenstraße nach Frangokastello entlanggefahren. Diesmal kam ich von der anderen Richtung und habe dank Navigation leicht den Weg zu den Zorbas Rooms gefunden. Einen Geländewagen brauchte ich nicht, denn bis dorthin ist die Straße asphaltiert und in einem guten Zustand.
Angekommen habe ich den Mietwagen auf dem kleinen Parkplatz vor der Taverne geparkt und bin zielstrebig zur Taverne Zorbas gegangen. Ich wurde dann auch gleich sehr herzlich von der Gastgeberin empfangen und wurde mit einem griechischen Kaffee bewirtet. So stelle ich mir Gastfreundschaft vor!
Im Anschluss habe ich mir den Schlüssel zu dem Zimmer geben lassen und konnte meine Unterkunft beziehen. Ich war wirklich überrascht, dass man für 29 Euro/Nacht eine sehr gute Unterkunft bekommt. Ich habe nichts vermissen müssen, das Bett war nicht zu hart und nicht zu weich, alles war sauber, Fön, Klimaanlage/Heizung gab es, Kühlschrank, Spiegel, Schrank, Badezimmer mit Dusche, warmes Wasser, alles da. Kein Luxus, aber zweckmäßig und komplett ausgestattet. Vor dem Zimmer dann noch eine kleine Terrasse mit Tisch, Stühlen, Meerblick, Wäscheständer und einer Sonnenliege. Und das an einem ruhigen Ort. So mag ich es am liebsten auf Kreta!
Über Plakias nach Agia Galini
Nachdem ich nach dem Abendessen in der Taverne Zorbas ziemlich zeitig ins Bett ging und das erste Mal auf meiner Rundreise wie ein König ausschlafen konnte, soll es heute für mich nach Agia Galini gehen.
Aber erstmal frühstücken. In der Taverne entscheide ich mich für das kretische Frühstück. Also dunkles Brot, geschnittene Tomaten, Oliven, verschiedene Käsesorten, Kräuter, Butter, ein Ei und dazu einen Filterkaffee. Ziemlich lecker insgesamt und für 6 Euro überhaupt nicht teuer. Danach gehe in mein Zimmer und packe schnell meine Sachen. Ich habe es ziemlich eilig, denn ich will heute das erste Mal Agia Galini erkunden und habe mir auf dem Weg dorthin noch ein paar kleine Zwischenstopps geplant.
Eigentlich nehme ich mir zu wenig Zeit für diesen Ort in der Nähe von Skaloti. Aber es ist nicht das letzte Mal, dass ich hierher komme.
Schlammige Küstenstraße
Nach dem Bezahlen und der Verabschiedung steige ich in meinen Mietwagen und fahre in Richtung meines nächsten Ziels. Ich will zu meinen Lieblingsstrand Peristeris Beach, der nicht weit von Skaloti weg ist. Die Küstenstraße dorthin kenne ich. Erst noch ein Stück asphaltierte Straße, dann eine unbefestigte Schotterstraße. Eigentlich kein großes Ding, auch für ein normales Auto. Aber heute ist alles anders.
Nach dem asphaltierten Teil komme ich auf die Schotterpiste und merke irgendwie, dass sich das Auto komisch verhält. Irgendwie schwammig. Ich denke mir erst nichts und fahre um die erste Kurve. Zu dem Abschnitt, der leicht serpentinenartig hinunterführt und nicht breiter als ein Auto ist. Irgendwie komme ich hier nicht so gut um die Kurven und ich bleibe sicherheitshalber stehen und werfe mal einen genaueren Blick auf die Straße und meine Reifenspuren.
Jetzt wird es mir klar. Ich sehe deutlich meine Reifenspuren und kann erkennen, dass der Untergrund ganz klar matschig ist. Keine gute Idee hier weiterzufahren, denke ich mir und kehre um. Ich bin zwar mutig, aber nicht lebensmüde und die schmale Passage herunterzurutschen muss nicht sein. Also Planänderung und kein Strandbesuch!
Zurück zum Start
Ich fahre also zurück an Skaloti vorbei. In Richtung Plakias. Mein nächster Stopp auf meiner Liste ist ein Aussichtspunkt an der Küstenstraße zwischen Sellia und Plakias, von dem man einen schönen Blick auf die Bucht erhält.
Diese Stelle erreiche ich dann auch nach rund 40 Minuten Fahrt und mache dort mein Foto. Auf dem Rückweg zum geparkten Auto gucke ich das erste Mal auf mein Handy und lese meine Emails. Eine Nachricht von den Zorbas Rooms und der Info, dass ich dort meine Jacke vergessen hatte.
Was für eine Enttäuschung, habe ich die Jacke in der Eile wohl hinter der Tür hängend vergessen. Ja, hinter die Tür sollte man auch gucken, wenn man vor dem Verlassen des Apartments nochmal durch das Zimmer guckt. Jetzt muss ich wieder zurück fahren. 40 Minuten. Und noch weitere 40 Minuten, um wieder hierher zu kommen. Ich merke mal wieder, dass sich Eile nicht auszahlt!
Ich fahre wieder zurück und hole meine Jacke ab. Auf dem Weg mache ich mir so meine Gedanken und entscheide, dass ich heute nicht mehr Ligres Beach und Triopetra besuchen werde. Beides Stationen, die ich eigentlich auch sehen wollte, die ich aber aus Zeitmangel auf einen späteren Kretabesuch verschieben muss.
Ich bin genervt und fahre in guter alter Rallymanier über Rodakino, Sellia, Myrthios, Mariou, Asomatos, Koxare, Spili, usw., nach Agia Galini. Wofür war eigentlich nochmal die Umleitung nach dem Passieren von Akoumia? Das habe ich mich dieses Jahr wieder gefragt, eine Umleitung eines Teilstücks der Landstraße in Richtung Agia Galini. Eine, an die sich – verständlicher Weise – nur keiner hält.
Agia Galini
Endlich in Agia Galini angekommen fahre ich zu meinem Apartment, den Diamont Studios. Eine einfach Bleibe mit schönem Blick auf den Strand von Agia Galini.
Nachdem ich meine Sachen ausgepackt habe, treibt es mich in den Ort, von dem ich schon viel gehört habe, den ich aber in meinen vielen Kretareisen noch nie besucht habe.
Ich laufe als erstes hinunter zum Strand, gebadet wird hier noch nicht. Dann gehe ich die kleine Promenade weiter in Richtung Hafen. Hier und da mauzen mich hungrige Katzen an. Am Hafen werden fleißig die Boote angestrichen und repariert. Viele Menschen sind nicht unterwegs.
Das Schiff Zahra
Ich gehe die Hafenmole weiter zum rostigen Schiff Zahra. Das Schiff sieht so aus, als wenn es schon mal bessere Zeiten gesehen hatte. Überall sieht man Rost und einige andere Stellen, die unbedingt repariert werden müssten. Ich frage mich, was es mit dem Schiff auf sich hat. Warum es hier anscheinend schon eine längere Zeit offensichtlich ungenutzt ankert.
Taverne Onar Agia Galini
Ich klettere die kleine Treppe auf die Hafenmauer hinauf und mache mich auf den Weg zurück zum großen Parkplatz am Hafen. Hier mache ich Halt und gucke bei Tripadvisor nach einer gut bewerteten Taverne. Ich entscheide mich für die Taverne Onar, die gleich oberhalb vom Parkplatz liegt. Dort angekommen suche ich mir einen schönen Platz mit Blick auf den kleinen Hafen von Agia Galini und frage kurze Zeit später den Wirt, was er heute empfehlen kann.
Er meinte, dass er alles von der Karte empfehlen kann. Nicht ganz die Antwort, die ich erhofft hatte und die mir bei meiner Entscheidung hilft. Denn die Auswahl auf der Karte war riesig und ich wusste nicht, was gerade aktuell schon vorbereitet in der Küche war.
Ich kenne es auf Kreta so, dass die Küche ein paar wenige Gerichte am Tag vorbereitet. Tagesgerichte sozusagen. Wo die Zutaten frisch, schmackhaft und hochwertig sind. Aber dass alle für die Speisekarte nötigen Zutaten in der Qualität vorhanden sind – das habe ich noch nicht erlebt. Saisonal funktioniert das auch eher weniger.
Also habe ich mich für ein Standardgericht entschieden, einen Kreta-Salat und dazu ein Bier. Und ich muss sagen, dass das Essen sehr sehr gut aussah. Sehr schön angerichtet. Und als kleine Vorspeise gab es noch eine Art gewürzte Frischkäsecreme mit kleinen Stückchen Paprika. So muss das eigentlich sein.
Geschmeckt hat es ok. Umgehauen hat es mich nicht, dazu habe ich einfach schon zu oft dieses Gericht gegessen, geschmacklich überzeugender. Ich glaube, dass es auch nur an den verwendeten Tomaten gelegen hat. Die noch nicht ganz reif schienen. Ich meine so reif, dass sie schön tiefrot und aromatisch sind. Diese, denen man die Sonnenstunden ansehen kann. Und die Creme? Ich habe sie probiert, mochte aber diesen Mayonnaise-ähnlichen Geschmack nicht. Am Ende ist alles Geschmacksache und immer auch ein Vergleich mit dem, was man schon erlebt hat. In diesem Fall für mich keine Wiederholungsgefahr.
Schöner Touristenort
Ich gehe nach dem Bezahlen ein wenig durch die Gassen und stelle mir vor, wie dieser Ort wohl während der Saison ist. Ich komme zu der Meinung, dass es sich hier ganz gut aushalten lässt. Scheint es doch genügend Möglichkeiten für seinen Urlaub zu geben. Mir gefällt auch das Verwinkelte. Viele kleine Gassen. Dann die Treppen, kleine Häuser. Vom Gefühl her alles sehr ursprünglich. Gut gefällt mir auch, dass Agia Galini kein Ort ist, der ausschließlich dem Tourismus folgt. Hier kann man auch außerhalb der Saison gut leben, fehlt es einem an der Infrastruktur an nichts. Also vom gutsortierten Supermarkt, der ärztlichen Versorgung, Massage, Strand, Hafen, Restaurants, Cafes. Alles da. Und gut finde ich auch, dass ich keine riesigen Hotelkomplexe entdecken konnte.
Meine Runde geht langsam zu Ende und ich mache mich wieder in Richtung Apartment auf. Beim Supermarkt habe ich mir noch ein Flasche Bier gekauft und ein paar Lebensmittel für mein Frühstück am nächsten Tag.
Den Abend genieße ich noch auf dem Balkon der Diamont Studios mit Blick aufs Meer und einer Folge meiner Lieblingsserie auf Netflix. Dank Wifi auch hier möglich.